VW Kübelwagen 181 nach der Restaurierung für Autostadt ZeitHaus

Restaurierung: Wie man aus einem alten Auto einen Oldtimer macht

Keine Zukunft ohne Vergangenheit – das gilt auch in der Autostadt. Das ZeitHaus erzählt mit wechselnden Ausstellungen die Geschichte von Mobilität und Wachstum, Design und Technik – aus einer Sammlung von 275 Fahrzeugen von über 60 Marken aus den vergangenen 130 Jahren. Diese Oldtimer zu restaurieren ist eine besondere Herausforderung. Das weiß auch Pablo Rother, der fast im Alleingang einem VW Kübelwagen 181 aus dem Jahr 1979 neues Leben einhauchte.

Text: Olga Blumhardt
Fotos: Autostadt / Pablo Rother
24.08.2023
VW Kübelwagen 181 im Restaurierungsprozess für Autostadt ZeitHaus
VW Kübelwagen 181 im Restaurierungsprozess für Autostadt ZeitHaus

Eine lange Reise

Der Kübelwagen 181 hat nordamerikanische Wurzeln – 1979 rollte er in einem Volkswagen-Werk in Mexiko vom Band. Die ersten Jahre stand er im Freien und war starker Sonne, Regen, Wind und Sand ausgesetzt. Mitte der 80er-Jahre trat er dann seine Reise nach Wolfsburg zu Volkswagen an. Dort wurde er gelagert, um in Notfällen als Vergleichsauto für Versicherungsfälle zu dienen. Hätte also bei einem gleichen Modell ein Schaden geprüft werden müssen, sollte der mexikanische Kübelwagen als Dummy herhalten. In der Fachsprache nennt man das einen Gewährleistungsrücksteller. Das war aber glücklicherweise bis 2021 nicht notwendig und so landete das geländetaugliche Militärfahrzeug bei Pablo Rother. Der technische Exponatbetreuer des ZeitHaus Automobilmuseums ist ausgebildeter KfZ-Mechaniker, alte Autos sind seine größte Leidenschaft. Schon oft hatte er sich an der Restaurierung anderer Fahrzeuge beteiligt, aber noch nie eines nahezu komplett selbst aufgearbeitet. Der Kübelwagen 181 änderte das. „Als ich den Wagen zum ersten Mal sah, habe ich einen Schreck bekommen. Optisch war er in einem sehr schlechten Zustand“, erinnert sich Pablo Rother. „Aber es hat sich glücklicherweise herausgestellt, dass alles halb so schlimm war.“

Der zweite Eindruck zählt

Der Wagen war über 40 Jahre alt, mit nur 14.000 Kilometer auf dem Tacho. Der erste Blick stimmte die ZeitHaus-Profis pessimistisch, die ungünstigen Lagerbedingungen forderten ihren Tribut: Die hintere Seitenscheibe war eingerissen, die vordere gar nicht mehr vorhanden. „Es gab keine Stelle in dem Auto, an der kein Wüstensand aus Mexiko zu finden war“, sagt Pablo Rother lachend. Alle Mechaniker waren nach der ersten Sichtung des Kübelwagens davon überzeugt, dass die Bodengruppe, der untere Teil des Fahrzeugs, marode ist. Eine genauere Inspektion zeigte aber, dass der Zustand besser war, als zuerst befürchtet. Auch der Motor war noch gut in Schuss. „Mir wurde schnell klar, dass die eigentliche Herausforderung nicht die Restaurierung, sondern die Beschaffung der Ersatzteile sein wird“, erinnert sich Rother. „Bei unseren Lieferanten war kaum etwas zu finden, wir mussten im Internet suchen, und das war nicht ganz einfach.“

Ahnenforschung

Das genaue Alter eines Fahrzeugs kann man an einem Aufkleber im Türrahmen auf der Fahrerseite ablesen, Pablo Rother nennt ihn liebevoll die „Geburtsurkunde“. Er zeigt die Registrierungsnummer des Kübelwagens, zu der auch noch eine Akte in Mexiko existiert. Was aber leider unklar bleibt, ist das exakte Produktionsdatum. Den einzigen Hinweis darauf liefert eine handschriftliche Notiz vom 5. Dezember 1979 im Kotflügel, dem Teil über den Rädern. Der Kübelwagen wurde von einem Mitarbeiter mit dem Kürzel T. Nor. gefertigt.

VW Kübelwagen 181 Autostadt ZeitHaus Restaurierung, Kotflügel

Neuer Anstrich

„Gemeinsam mit VW Classic haben wir entschieden, den Wagen ausschließlich in Weiß und Schwarz zu lackieren“, erinnert sich Pablo Rother. „Einige Teile wurden pulverbeschichtet, da diese Methode haltbarer ist als Lack. Das ist zwar nicht ganz originalgetreu, es hilft aber, das Fahrzeug länger zu erhalten.“ Ursprünglich war der Kübelwagen VW Taubenblau mit weißen Kotflügeln. Doch um 1980 liefen alle Fahrzeuge ausschließlich in Weiß vom Band, inklusive Lampenschirme und Türgriffe. Farbwünsche von Kunden wurden in der Regel nachlackiert. Die Bodengruppe war immer schwarz. „Wir haben den Kübelwagen so lackiert, wie er vom Band gekommen sein muss: konsequent in Weiß mit schwarzem Boden. Und ich finde, das steht ihm sehr gut.“

VW Kübelwagen 181 vor der Restaurierung für Autostadt ZeitHaus
VW Kübelwagen 181 wird für Autostadt ZeitHaus restauriert

Hochzeitsvorbereitungen

Nach der äußeren Behandlung ging es ans Eingemachte. Wenn Karosserie und Boden zusammengeführt werden, nennt man das im Fachjargon „Die Hochzeit“. Dafür alles vorzubereiten war die Hauptarbeit im Restaurierungsprozess. Dafür wurden alle Teile vorher zusammengebaut, die für diesen wichtigen Schritt gebraucht wurden. An einem Vergleichsfahrzeug im Originalzustand wurde noch einmal überprüft, ob an dem restaurierten Wagen auch wieder alles an korrekter Stelle sitzt. Das Original Volkswagen-Zeichen war leider nicht mehr zu bekommen und wurde mit einem 3-D-Drucker reproduziert. „An dem gesamten Fahrzeug mussten wir sieben Kleinteile 3-D-drucken, alles andere konnten wir nachkaufen“, sagt Rother. Die groben Originalreifen, ursprünglich für Geländefahrten gedacht, wurden durch neue Allwetterreifen ausgetauscht. „Wir hätten laut TÜV sogar die alten aufziehen können, aber der Gummi war so ausgehärtet – bei der geringsten Nässe wäre das Fahrzeug ins Schleudern gekommen. Sicherheit geht vor und auch der Fahrkomfort ist mit den neuen Reifen besser.“

Es kommt zusammen, was zusammen gehört

Es ist immer bedeutend und sehr zufriedenstellend, wenn im Restaurierungsprozess die Karosserie mit der Bodengruppe verschraubt wird. Diesen Moment teilte Pablo Rother mit seinen Kollegen, den Mechanikern Gerald Gretzke (links) und Maik Döblitz, die auch an der Produktion mitgearbeitet hatten. Die letzten Handgriffe wurden am Verdeck vorgenommen, das von Gerald Gretzke, Dieter Thomas und Dennis Weber aufgezogen wurde. Da sich das vinylartige Material mit der Zeit ausdehnt, wird es immer etwas zu klein geliefert. Um es leichter zu verbauen, musste das wegklappbare Dach mit Gurten vorgespannt werden.

Das Autohaus ZeitHaus-Team restauriert einen VW Kübelwagen 181
VW Kübelwagen 181 wird für Autostadt ZeitHaus restauriert
Das Volkswagen-Zeichen für die Restaurierung vom VW Kübelwagen für Autostadt ZeitHaus

Neue Bestimmung

Mit über 40 Jahren und nach einer halben Weltreise ist der VW Kübelwagen 181 nun für die VW Classic als Markenbotschafter im Einsatz. Im ZeitHaus der Autostadt erinnert außerdem ein weiterer, unrestaurierter 181er in Flamingorot an diese vergangene Automobil-Ära. Als eines der ersten Serien-Cabrios mit vier Türen, als Nutzfahrzeug für Gelände und als Designunikat.
„Ich bin so froh, dass alles fertig ist“, sagt Pablo Rother erleichtert. „Ich muss zugeben, ich hatte den Aufwand extrem unterschätzt.“ Aber gelohnt hat er sich! Als originalgetreues Modell repräsentiert der Wagen ein Stück Geschichte. Und für Pablo Rother wird der Kübelwagen immer sein erster sein, den er vollständig restaurieren durfte.

Pablo Rother

machte eine Ausbildung zum KfZ-Mechaniker und begann im Jahr 2000 seine Arbeit in der Autostadt, kurz vor ihrer Eröffnung. Schnell war klar, dass sich jemand explizit um die alten Autos kümmern muss, die von Beginn an ausgestellt wurden. Rother bewarb sich auf die Stelle und machte aus einem Hobby seinen Beruf. Heute ist der 48-Jährige Technischer Exponatbetreuer des Autostadt ZeitHaus.

VW Kübelwagen 181 Autostadt ZeitHaus Restaurierung, Pablo Rother
Das Team ist stolz auf die Restaurierung vom VW Kübelwagen 181 für das Autostadt ZeitHaus