Illustration einer Gabel, die etwas aufspießt, danben eine geöffnete Mülltonne. Beides auf gelbem Untergrund.

Mehr Wertschätzung

Es ist ein Zeichen unseres Wohlstands: Lebensmittel, die eigentlich essbar wären, landen häufig trotzdem auf dem Müll. Doch nicht nur Privathaushalte wollen nachhaltiger mit Nahrungsmitteln umgehen. Auch die Restaurants der Autostadt gehen neue Wege im Kampf gegen unnötiges Wegwerfen. Lebens­mittel retten: 5 prak­tische Tipps für den Alltag.

TEXT: JOHANNES WINTERHAGEN
ILLUSTRATION: TIMO MEYER
01.09.2019

Lebens­mittel retten: 5 prak­tische Tipps für den Alltag

# 1

Planvoll einkaufen

Ein wesentlicher Anteil an den 150 Gramm Lebensmittel, die jeder Deutsche täglich in den Mülleimer wirft, entfällt auf verdorbene Waren. Das einzige Mittel dagegen ist der Verzicht auf spontane Einkäufe. Wer alle häuslichen Mahlzeiten plant, ob täglich oder im Wochenrhythmus, und sich strikt an seinen Einkaufzettel hält, kann Lebensmittelabfälle reduzieren. Übrigens schauen auch die Gastroprofis der Autostadt vor jeder Bestellung noch einmal in Kühlhäuser und Regale und verlassen sich nicht auf ihr Gefühl.

# 2

Richtig lagern

Für jedes Lebensmittel gibt es eine optimale Lagerung. Dazu gehört auch, dass nicht jedes frische Lebensmittel im Kühlschrank aufgehoben werden sollte. Wasserhaltige Gemüse wie Tomaten verderben dort schneller als in einem kühlen Raum. Regale und Schränke, in denen trockene Lebensmittel wie Mehl gelagert werden, sollten regelmäßig ausgewischt werden, um Motten fernzuhalten. Praktische Tipps für die optimale Lagerung finden Verbraucher auf www.zugutfuerdietonne.de

# 3

Haltbarkeit beachten

Mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum gehen Lebensmittelhersteller sehr konservativ um. Auch wenn es überschritten ist, kann vieles noch essbar sein. Am besten unterzieht man das Lebensmittel einem dreistufigen Test: Erst anschauen: Sieht es aus wie immer? Wenn ja, dann gilt es, die eigene Nase einzusetzen. Und wenn alles gut riecht, kann man eine Geschmacksprobe wagen. Übrigens: Wer neue Ware konsequent hinter die alte stellt, wie es die Gastroprofis in der Autostadt tun, kommt seltener in diese Situation.

# 4

Reste verwerten

Zu viel Gekochtes kann fast immer aufgewärmt oder weiterverwertet werden. Das Problem: Anders als noch die Großeltern, haben vielen Menschen heutzutage dafür keine Rezepte. Aber es gibt eine Reihe hochappetitlicher Restekochbücher – die Anschaffung ist schnell refinanziert. Die Köche in der Autostadt gehen sogar noch weiter: Sie verwenden auch die bei der Speisenzubereitung anfallenden Reste. So sind Karottenschalen eine Zutat bei der Zubereitung von Gemüsefonds.

# 5

Reste einpacken lassen

Dem einen ist der Teller zu voll, der andere hätte gerne ein wenig mehr. Gastronomen können nicht jeden Wunsch erfüllen. Aber in den meisten Restaurants stellt es kein Problem dar, sich Essensreste einpacken zu lassen. In der Autostadt ist das überall selbstverständlich – so wie auch nahezu alle Gerichte als kleinere Kinderportion zu bestellen sind.

Die Food Waste-Strategie
der Gastronomie in der Autostadt

In der Autostadt ist der Kampf gegen die Verschwendung von Lebensmitteln längst Alltag. Der Schlüssel für eine passgenaue und damit nachhaltige Bevorratung liegt bereits im Einkauf. Um jederzeit den Überblick zu haben, bestellen nur vier erfahrene Mitarbeiter unter Leitung des Küchendirektors Marco Grützner einmal täglich Nachschub für alle Autostadt Restaurants. Vorher gehen sie immer durch die Kühlregale und machen sich selbst ein Bild.

Wichtig ist auch die Auswahl der Lieferanten: Die Autostadt Restaurants arbeiten eng mit Bio-Betrieben aus der Region zusammen, die nicht nach den üblichen Handelsklassen vermarkten. Der Vorteil: Obst oder Gemüse, das nicht der Normgröße oder -form entspricht, wird nicht schon beim Erzeuger aussortiert.

Dann gilt es, Überproduktion konsequent zu vermeiden: Abends sollen die Regale leer sein. Was trotz aller Voraussicht übrig bleibt und nicht für den kommenden Tag aufgehoben werden kann, wird entweder ab halb sechs abends zum halben Preis verkauft – wie etwa die Backwaren in „Das Brot“ – oder an wohltätige Organisationen gespendet.

Auch die Gäste in der Autostadt können dazu beitragen, weniger Lebensmittel zu verschwenden. Zwar sind bereits klassische Selbstbedienungsstationen weitgehend durch die Zubereitung vor Ort ersetzt worden. Doch wo dies nicht möglich ist, können die Gäste unterschiedliche Tellergrößen am Buffet nutzen und so viel nehmen, wie sie möchten – sollten aber Essensreste möglichst vermeiden. Übrigens gibt es alle Gerichte auch als Kinderportion.

„Es geht mir im Kern darum, dass wir Lebens­mitteln die gebührende Wert­schätzung entgegen­bringen“

MARCO GRÜTZNER
KÜCHENDIREKTOR DER AUTOSTADT-
RESTAURANTS