Eine Ikone, viele Gesichter

Die Käferausstellung in der Autostadt Wolfsburg geht in die zweite Runde. Dieses Mal können Besucherinnen und Besucher besonders verrückte Käfer-Exponate bestaunen.

TEXT: KATRIN BRAHNER
FOTOGRAPHIE: LENNARD KUGELER
20.12.2022

Der VW Käfer ist vor vielen Jahrzehnten in die Herzen der Menschen gerollt und genießt bis heute Kultstatus. Die rundliche Karosserie und die großen Vorderleuchten sind sein Markenzeichen – ein ikonisches Design. Dennoch haben Liebhaber des rundlichen Autos über die Jahre auch immer wieder Käfermodelle erschaffen, die aus der Reihe tanzen und mit einem ganz neuen Aussehen überraschten. Sieben besonders verrückte Modelle stellt die Autostadt Wolfsburg seit dem 16. November im Rahmen der Ausstellung „KÄFER x CRAZY“ im KonzernForum ins Rampenlicht. Sie setzt die Ausstellung „KÄFER X (R)EVOLUTION“ fort, die die wichtigsten Stationen in der Evolution des Käfers von 1936 bis heute thematisierte.

Wildes Design, spannende Stories

Die Exponate zeigen, wie wandelbar die beliebte Ikone ist – und wie Designer aus einem herkömmlichen Käfer ein verrücktes Kunstwerk zaubern können. Ein schönes Beispiel ist der Hochzeitskäfer. Er wurde Anfang der 70er-Jahre von den Käfer-Freunden in Mexiko angefertigt. Dazu haben sie die Außenhaut des Fahrzeugs komplett in weißem Stahldraht nachgebaut und mit schönen Mustern versehen. Oder das Volkswagen Schnittmodel, ein Käfer, der längs in der Mitte durchgeschnitten ist. Er wurde 1947 von der Abteilung Technische Entwicklung des Volkswagenwerkes angefertigt und dann der Polizeischule Berlin geschenkt, um die Schulungen der Verkehrspolizei zu unterstützen.

Jeder dieser crazy Käfer hat seine eigene Geschichte zu erzählen. Und auch diese finden in der Ausstellung Platz – gedruckt auf goldenen Kreisen, den „Flashes of Inspiration“, die an den Wänden hängen.

Volkswagen Typ 1 Schnittmodell (1947)
Das im Vorraum des ehemaligen Metropol-Shop gezeigte Exponat ist ein Volkswagen Typ 1, der 1947 gefertigt und mit fast allen Komponenten zu Lehrzwecken geöffnet wurde.

Hochzeitskäfer aus Mexiko (1970)
Aufgrund des tragenden Käfer-Unterbodens ließen sich die verschiedensten Karosserien aufsetzen – bis hin zu diesem skurrilen Aufbau, der Anfang der 70er Jahre in Kleinstserie in Mexiko entstand und sogar straßenzugelassen war. Die Karosserie besteht aus Gusseisen, die Mitarbeiter von Volkswagen México haben diese in Hand gefertigt.

Kohlruss Käfer 50er Rechtslenker (1949)
Die Firma Kohlruss in Wien entdeckte als Erste Kundenbedürfnisse nach besonders luxuriös ausgestatteten Volkswagen und begann Anfang der 50er Jahre „Edel-Käfer“ aus mehreren Teileträgern zusammenzufügen. Das ausgestellte Exemplar aus der ZeitHaus-Sammlung besteht aus einem 1949er Chassis, einem 1943er KdF-Motor und einer 1951er Karosserie.

Volkswagen Käfer Stoll Coupé (1951/52)
Mit einer konventionellen Käfer-Limousine gab sich ein Bad Nauheimer Rechtsanwalt nicht zufrieden, daher ließ er sich seinen 1951er Käfer bei der Karosserie-Firma Stoll zu einem eleganten, luxuriös ausgestatteten Coupé umbauen.

Beutler Pritsche Thun (1951)
Besondere Karosserieform: Die Wurzeln der Firma Beutler in Thun (CH) liegen im Bau von Sportcoupés und Cabriolets – dieser Hauch von Eleganz floss auch in den Umbau von Nutzfahrzeugen auf Volkswagen Käferbasis. Wie dem Autostadt Exponat, das sogar über ein Faltschiebedach verfügt.

Der millionste Volkswagen (1955)
Das Exponat aus der ZeitHaus-Sammlung verließ am 5. August 1955 als Volkswagen Nummer 1 Million das Werk in Wolfsburg. Als absolutes Unikat wurde der Jubilar goldfarben lackiert, erhielt Brokatstoffe im Innenraum sowie weiße Gummiprofile und mit Strass geschmückte Chrom-Anbauteile.

1302 Käfer „Tuning“ (1970)
Ab den 50er Jahren profilierte sich der VW Käfer als Liebling der Tuner – speziell Kraft-Käfer von Oettinger (OKRASA) und Decker (TDE) genießen bis heute Kultstatus. Das ausgestellte Autostadt Fahrzeug erhielt seine Leistungssteigerung durch die Firma Kummetat in Gelsenkirchen.

Craziness auch im Produktdesign

Die Käfer-Exponate machen deutlich: Design, das die Normen sprengt, bleibt in Erinnerung. Das beweisen auch weitere Meilensteine aus dem Produktdesign, die die Ausstellung parallel zu den Käfern vorstellt.

Vor allem das Mailänder Design der 1960er, 1970er und 1980er Jahre brach mit alten Regeln und definierte diese neu. So zum Beispiel auch der avantgardistische „Tube Chair“ des italienischen Architekten und Künstlers Joe Colombo aus dem Jahre 1969: Im engeren Sinne handelt es sich dabei nämlich gar nicht um einen Stuhl, sondern um vier zusammengesteckte Röhren, die mit einem Stoff überzogen sind.

Insgesamt 13 Objekte werden vorgestellt, die unter anderem aufgrund ihres Materials, ihrer Konstruktion oder ihrer Farbe aus der Masse herausstechen.

Auch hier wird schnell klar: Für gutes Design braucht es einfach eine gewisse Portion Craziness. Kommen Sie vorbei und überzeugen Sie sich selbst!