Ein besonderer Tropfen

Der Münchener Korbinian Achternbusch stellt seinen eigenen Gin her, seit Mitte des Jahres kann eine spezielle Rezeptur im BEEF CLUB Fire & Salt in der Autostadt verköstigt werden. Neben Früchten aus biologischem Anbau steckt in Achternbuschs Gin auch viel Liebe zum Detail.

TEXT: KATRIN BRAHNER
FOTOGRAFIE: CONSTANTIN MIRBACH
12.12.2022

Alles begann 2011 mit einer Maß auf dem Oktoberfest. Oder der ein oder anderen Maß zu viel. Denn da fiel Korbinian Achternbusch auf, dass er eigentlich viel lieber einen Gin Tonic trinken würde – und dass es unter seinen Lieblingsherstellern wie The Duke, Monkey oder Hendricks noch keinen Gin gab, der richtig schön zitrisch und fruchtig schmeckte. „Da kam mir zum ersten Mal die Idee, einfach meinen eigenen Gin zu produzieren“, erinnert sich Achternbusch heute.

Erste Experimente

Aus einer lustigen Idee wurde schnell ernst. „Ich habe angefangen mich zu informieren, wie Gin produziert wird“, erzählt der 34-jährige Autodidakt. „Da habe ich festgestellt, es ist zwar nicht ganz einfach, aber möglich. Ein paar Wochen später war ich auf einer Feinkostmesse und habe eine 150-Liter-Destillationsanlage gesehen. Ich fand sie großartig. Also habe ich mein Auto verkauft und mir von dem Geld die Anlage finanziert.“

Die Destillationsanlage stellte er anschließend in einer angemieteten, 70 Quadratmeter großen Garage im Münchener Westen ab und fing an zu experimentieren. Seine Freunde haben die Testprodukte verkostet. „Am Anfang hat es nach allem geschmeckt außer nach Gin“, sagt Achternbusch. Doch viele Monate, zahlreiche Seminare und Testläufe später, fand Achternbusch eine Rezeptur, die ihm gefiel und auch seinen Freunden schmeckte.

In seine Destillationsanlage hat sich Korbinian Achternbusch sofort verliebt.
Zuerst werden alle Zutaten erhitzt.
Durch die Erhitzung des Gemischs steigen die aromatisierten Dämpfe des Alkohols in der Brennblase auf.
Das Ergebnis: Hochprozentiger Gin mit etwa 90 Volumenprozent.
Dazu mischt Korbinian Achternbusch noch gefiltertes Münchener Wasser…
…und fertig ist sein feel!Munich Dry Gin.
Ein ganz besonderer Gin aus 100 Prozent Bioprodukten.

Alles Handarbeit

Als Basisalkohol verwendet Korbinian Achternbusch Maisalkohol aus der Nähe von Wien und mischt Wacholderbeeren, Heidelbeeren, Holunderbeeren, Aroniabeeren, Koriandersamen, Kubeben-Pfeffer, Limetten, Zitronenmelisse und Lavendelblüten dazu.

Die Produktionsschritte führt er allesamt in Handarbeit aus. „Zunächst zerkleinere ich die Beeren, zerdrücke die Koriandersamen, entferne die Stiele von den Lavendelblüten und löse die Schale von den Limetten. Die Limettenschalen lege ich dann mitsamt aller weiteren Zutaten für drei Tage und drei Nächte im Basisalkohol ein. Dieser Schritt nennt sich mazerieren“, erklärt Achternbusch. Anschließend schüttet er dieses Mazerat in die Anlage, wo es zunächst erhitzt wird. Durch die Erhitzung des Gemischs steigen die aromatisierten Dämpfe des Alkohols in der Brennblase auf. Der Dampf wird am oberen Ende der Brennblase in eine gekühlte Spirale geleitet, kondensiert und verflüssigt sich. Das Ergebnis ist ein hochprozentiger Gin mit etwa 90 Volumenprozent.

„Um das Ganze auf Trinkstärke zu bringen, mische ich Wasser dazu. Weil das Münchener Wasser sehr kalkreich ist, wird es davor in einer anderen Anlage enthärtet, sprich Kalzium und Magnesium werden herausgefiltert“, sagt Achternbusch. Sein Gin hat am Ende 47 Volumenprozent, etwas mehr als die meisten anderen Gins. Das hat einen einfachen Grund: „Je mehr purer Alkohol in der Flasche ist, desto mehr Geschmack aus dem Mazerat ist im Produkt enthalten.“

Im letzten Schritt wird der Gin in Flaschen abgefüllt, von Hand schraubt Korbinian Achternbusch die Deckel auf und versieht jede Flasche mit einem Hygienesiegel.

Neben der liebevollen Handarbeit macht noch etwas anderes Achternbuschs Gin so besonders: „Alle Zutaten sind Bioprodukte. Das heißt auf Spritzmittel wird verzichtet“, so Achternbusch. „Dadurch ist der Gin bereits so fruchtig im Geschmack, dass ich auf zusätzliches Zuckern verzichten kann.“ Korbinian Achternbusch war einer der ersten in Europa, der Gin in Bioqualität produziert hat.

„Meine Urgroßmutter hat im ersten Weltkrieg eine Wäscherei in München eröffnet. Sie besteht bis heute in vierter Generation. Das hat mich schon immer inspiriert mein eigenes Unternehmen zu gründen.“

Korbinian Achternbusch

In der Destillationsanlage fliegen die Funken.
Alle Zutaten werden zu Dampf erhitzt.
In diese Behälter läuft der hochprozentige Gin aus der Anlage.
Korbinian Achternbusch prüft die Qualität seines Gins genau.
Der feel!Munich Dry Gin ist nur einer von Achternbuschs Kreationen.
Der Beef-Club-Gin, eine Spezialmischung für die Autostadt.

Viel zu tun

Mittlerweile produziert der 34-jährige seit zehn Jahren seinen feel!Munich Dry Gin, die ersten fünf Jahre noch nebenberuflich. Das Unternehmertum wurde ihm bereits in die Wiege gelegt: „Meine Urgroßmutter hat im ersten Weltkrieg eine Wäscherei in München eröffnet. Sie besteht bis heute in vierter Generation. Das hat mich schon immer inspiriert mein eigenes Unternehmen zu gründen“, so Achternbusch. Heute steht seine Destillationsanlage in einem alten Firmengebäude im Stadtteil Pasing, inklusive Verkostungsraum. Bei der Ginproduktion unterstützt ihn ein Werkstudent. „Ich verbringe an fünf Tagen rund 60 Stunden die Woche in der Destillerie oder stelle meine Produkte in Supermärkten und Bioläden vor“, sagt Achternbusch. Die restlichen zwei Tage verbringt er mit seiner Familie – seit vier Monaten ist er Vater einer kleinen Tochter.

Spezialanfertigung für die Autostadt Wolfsburg

Neben der Produktion seines eignen Gins stellt Achternbusch auch spezielle Rezepturen auf Anfrage her. So auch seit Mitte des Jahres für den BEEF CLUB Fire & Salt, ein Mövenpick Restaurant in der Autostadt. „Der Gin sollte zum Konzept des BEEF CLUB passen und sich gut zu Grillgerichten, Steaks und Ribs pairen lassen. Deshalb wollten wir einen fruchtigen Gin kreieren, der gleichzeitig eine würzige Note hat“, so Achternbusch. Drei Monate hat es gedauert, bis die richtige Rezeptur gefunden war. Der BEEF CLUB Gin beinhaltet Wacholderbeeren, Orangen, Grapefruit, Koriander, Kubeben-Pfeffer und Szechuanpfeffer, ein sehr pikanter, geschmacksintensiver Pfeffer aus Asien. Ein paar hundert Flaschen wird Achternbusch pro Jahr an die Autostadt liefern. „Solche Aufträge machen besonders viel Spaß“, freut er sich. „Bei der Entwicklung neuer Produkte kann ich meiner Kreativität freien Lauf lassen. Dann fühle ich mich wie ein Künstler, der ein neues Bild malt.“

Den Gin und noch vieles mehr gibt es im BEEF CLUB Fire & Salt in der Autostadt zu entdecken. Alle weiteren Informationen erhalten Sie hier.

Gin Bar BEEF CLUB