Lernen leicht gemacht: Wie macht man eigentlich … ein Automodell?
Klare Linien, dynamische Formen, ausgewogene Proportionen: Unverkennbares Design macht aus Fahrzeugen Ikonen. Mit Fantasie, Zeichenstift und Knete entsteht der Entwurf eines Traumautos. Stefan Konnegen zeigt jungen Menschen in einem Workshop in der Autostadt, wie das geht.
„Die meisten entwerfen einen Sportwagen“, weiß Stefan Konnegen. Der 52-jährige Erzieher spricht aus Erfahrung. Er ist seit zwanzig Jahren in der Autostadt tätig und hat schon vielen Kindern aus Schulklassen, Vereinen und Jugendgruppen beigebracht, wie sie ihr individuelles Lieblingsauto als Modell gestalten. Etwa ab der fünften Klasse bringen Kinder die Fähigkeiten mit, um ihr eigenes Automodell zu designen.
Als erstes nimmt er die Teilnehmenden mit in das ZeitHaus, zum Inspiration holen. Hier schauen sich die jungen Autofans Designklassiker an, die Automobilgeschichte geschrieben haben. Vom ultraflachen Flitzer bis zum großzügigen Familienauto sind die unterschiedlichsten Silhouetten vertreten. Mehr als 260 Modelle von über 60 verschiedenen Marken umfasst die Sammlung. „Mein persönlicher Favorit ist der Bugatti Type 57 SC Atlantic“, sagt Stefan Konnegen. „Die Gestaltung dieses Wagens hat viele Elemente, die für die Funktion gar nicht notwendig sind. Das ist pures Design. Faszinierend.“
Tricks für Nachwuchsdesigner
Als nächstes geht es an die Zeichentische. Gruppenweise werden hier jeweils etwa vier „Nachwuchs-Designer“ von Lehrenden angeleitet. Mit Bleistift und Radiergummi bringen sie ihre persönliche Auto-Vision zu Papier. „Die meisten sind ja eher schlechte Zeichner, das gilt für mich eigentlich auch“, gesteht Stefan Konnegen. Aber man müsse gar nicht gut zeichnen können, um ein stimmiges Automodell zu entwerfen. Denn dafür bringt der Pädagoge den Teilnehmenden ein paar Kniffe bei. „Wir fangen mit der Grundlinie an. Sie gibt dem Fahrzeug die Verortung. Es folgen die Räder. Mithilfe einer Schablone gelingen sie perfekt rund. Das sieht dann schon richtig nach Auto aus.“ Beim Zeichnen der Rädern ist der kreative Designprozess sogar schon im vollen Gange, denn der Abstand zwischen Vorder- und Hinterachse ist grundlegend für die wohlproportionierte Gestaltung des Fahrzeugs. „Der Durchmesser der Räder mal drei. Das ist eine gute Richtschnur für die Länge des Radstands“, rät Stefan Konnegen.
Für die Komposition der Gesamtsilhouette hat er ebenfalls praktische Tipps. Üblicherweise wird das Fahrzeug in drei Abschnitte gegliedert: Motorraum, Fahrgastraum, Kofferraum. Bei Sportwagen fällt das Vorderteil oft vergleichsweise lang aus, denn hier soll ein starker Motor hinein passen. Zugleich ist eine besonders windschnittige Form erforderlich. Bei Limousinen oder SUVs, in denen ganze Familien reisen, erhalten Fahrgastraum und Kofferraum dagegen deutlich mehr Volumen. Sobald die Grundform steht, können mit Schattierungen die Details der Karosserie schraffiert werden. Ob kantig oder kurvig: der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Jetzt wirkt die Zeichnung schon dreidimensional.
Das Modell als Andenken
Vom Papier in die Wirklichkeit: Wenn die jungen Designerinnen und Designer ihre Zeichnungen vollendet haben, bauen sie maßstabsgetreu mit diesen Vorbildern die Automodelle. Auf einen festen Kern aus Styrodur-Hartschaum tragen sie weiches, formbares Plastilin auf. Wie klassische Bildhauer oder Töpfer schaben sie mit Werkzeugen die Modelliermasse in Form, bis alle Feinheiten der Karosserie gestaltet sind. Zum Schluss kann jeder sein erstes Automodell mit nach Hause nehmen, es als Schmuckstück aufbewahren oder – wie ein echter Autodesigner – noch lange passioniert daran weiterarbeiten, bis zur absoluten Perfektion. Denn Plastilin wird nicht fest, die Form lässt sich immer wieder neu optimieren.
„Ein Auto ist wie eine Kunstskulptur, ein wunderbares Designobjekt“, erklärt Stefan Konnegen. „In unseren Workshops erleben die Kinder mehrere Dinge zugleich: Sie schulen ihre Kreativität und erhalten einen Einblick in den Designprozess von Autos.“ Wer weiß, vielleicht erwächst bei manchen daraus sogar ein Berufswunsch. Stefan Konnegen jedenfalls ist nach 20 Jahren in der Autostadt noch immer fasziniert davon, eigene Autos zu entwerfen. Und sei es nur als Modell.
Zur Person
Bodenständiger Niedersachse mit kreativer Ader: Stefan Konnegen (52) ist seit zwanzig Jahren in der Bildungsabteilung der Autostadt tätig, begonnen hat er 2003 im Workshopbereich. Der gebürtige Braunschweiger hatte schon immer einen Hang zur Gestaltung. In seiner Freizeit entwirft er unter anderem Schallplattencover und produziert eigene Musik.