Ist es ein Käfer? Ist es ein Zug? Nein, es ist ein Bähnle!

Als Auto für alle ist der Käfer in die Geschichte eingegangen. Seine anpassungsfähige Basis machte ihn allerdings auch zum perfekten Kandidaten für alle erdenklichen Verwendungszwecke. In dieser Folge der „Automobilen Persönlichkeiten“ aus der Sammlung des Autostadt Zeithaus, stellen wir eine ganz besondere Version des Käfers vor: halb Auto, halb Zug und voller Charme.

Autor: Torsten Schlegel
Fotos: Autostadt / Holger Schuett
16.12.2024

Der Käfer gehört zweifellos zu den Autos mit dem größten Wiedererkennungswert. Neben dem allseits bekannten Standardmodell wurden über seine lange Geschichte allerdings auch zahlreiche Sondermodelle gefertigt. Vom Polizei-Cabrio bis zum – in der letzten Folge erwähnten – Käfer Pick-up der schweizer Autofirma Beutler. Seinen außergewöhnlichsten Einsatz fand der Käfer aber als Zugmaschine mit angehängten Personenwaggons, die auf Schienen, sowie als schienenlose Variante produziert wurden. Heute sind davon nur noch zwei komplette Modelle mit Anhängern und eine weitere Zugmaschine erhalten.

Das abgebildete Modell kam in den 50er Jahren anlässlich der internationalen Bauausstellung Interbau in Berlin zum Einsatz. Im Tunnel der damals noch nicht fertiggestellten U-Bahnlinie 9 transportierte der „VW Miniaturzug“ dafür von 1957 bis 1958 seine Fahrgäste auf den 1,4 Kilometern zwischen den Haltestellen Hansaplatz und Zoologischer Garten hin und her. Zwei weitere Modelle wurden zur gleichen Zeit überirdisch eingesetzt.

Nach seinem Einsatz unter Tage wurde der Käfer-Zug für 20.000 D-Mark an die Stadtwerke Wolfsburg verkauft. Dort wurde er liebevoll „VW-Bähnle“ genannt und beförderte über die nächsten 18 Jahre mehr als 200.000 Besucherinnen und Besucher zweimal täglich auf einer 36 Kilometer langen Besichtigungstour durch Wolfsburg. Bei diesen nahezu 5.000 Rundreisen legte das Bähnle über 160.000 Kilometer zurück, bis es ab 1976 zuerst kürzertreten durfte und dann ab 1985 in der Stiftung AutoMuseum Volkswagen ausgestellt wurde. Dort ruhte das Bähnle fast 20 Jahre lang.

5.000

Rundfahrten durch Wolfsburg

160.000

Zurückgelegte Kilometer

200.000

Beförderte Fahrgäste

Doch auch ein rüstiger Oldtimer braucht hin und wieder frische Luft und etwas Bewegung. Die Autostadt übernahm das Käfer-Bähnle 2003 und restaurierte das mittlerweile 46-jährige Fahrzeug umfänglich. Im Jahr nach seiner Restauration durfte es auf Fahrten zwischen dem AutoMuseum und der Autostadt noch einmal mehr als 2.000 Kilometer zurücklegen. Seitdem kommt das Bähnle nur noch selten als Transportmittel zum Einsatz, sondern ist vor allem in der Sammlung des Zeithaus als Beweis der erstaunlichen Vielseitigkeit des Käfers zu bewundern.

Auf die beliebten Rundfahrten durch Wolfsburg musste nach der Rente des Käfer-Bähnle übrigens nicht verzichtet werden – eine neue Bahn auf Basis des Golf übernahm auch dort das Erbe des Käfers. Doch das ist eine andere Geschichte…

Über weitere „Automobile Persönlichkeiten“ des Autostadt Zeithaus lesen Sie hier:
Folge 1: Das Beutler „Spezial-Cabriolet“